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Evangelische Kirche: Priorität für Kinder- und Jugendarbeit!

Hannover/Magdeburg/Düsseldorf. Kinder und Jugendliche, vor allem evangelische, werden weniger; Finanzierungsmöglichkeiten in der Kirche auch, heißt es in dem am 06.02.2010 verbreiteten Newsletter des Kinder- und Jugendpfarramtes der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland aus Magdeburg. Gerade deshalb plädiert die EKD Evangelische Kirche in Deutschland mit Sitz in Hannover in einer „Orientierungshilfe“ für kirchliche Bildungsaktivitäten für Kinder und Jugendliche und die Jugendarbeit.

 

Kirchlichen Entscheidungsträgern, also zum Beispiel Presbyterien, will die EKD damit eine Planungs- und Entscheidungshilfe geben, Praktikern in der kirchlichen Bildungsarbeit  Orientierung, schreibt Ute Sparschuh vom Amt für Jugendarbeit der Evangelischen Kirche im Rheinland. Der neue Rote Faden dabei: Die Kinder- und Jugendarbeit wird nicht nur auch mal erwähnt, sondern voll und ganz als gleichwertiger kirchlicher Bildungsbeitrag gewürdigt: Gleichwertig neben vorschulischem Bereich (KiTas) und Schulen in evangelischer Trägerschaft, Religionsunterricht, Konfirmandenarbeit stehen Jugendarbeit, Jugendberufshilfe und Jugendsozialarbeit. Besonders hervorgehoben wird sogar der Bildungsbeitrag der Jugendarbeit hinsichtlich der Erfahrungen, die unzählige jugendliche Ehrenamtliche dabei machen können – und dieser Beitrag steht sogar als dritte Säule für die selbstgesetzte kirchliche Aufgabe, eine „Verantwortungselite“ heranzubilden, neben dem Evangelischen Studienwerk Villigst und evangelischen Schulen.

Religionswandel und gesellschaftlicher Wandel
Ausgangspunkt für diese späte Anerkennung ist die Feststellung, dass die Moderne zwar nicht zum Verschwinden der Religion, wohl aber zum „Religionswandel“ geführt habe: die religiöse Individualisierung schafft eine tiefe Kluft zwischen kirchlichen evangelischen „Auffassungen“ und tatsächlichen Glaubensüberzeugungen (nicht nur Jugendlicher). Es wird konstatiert: „…mit dem begrifflichen Instrumentarium einer traditionellen Dogmatik…“ sei weder wahrnehmbar, was an religiösem Bewusstsein  und Glauben bei Kindern und Jugendlichen vorhanden sei, noch könne das Evangelium einfach so „in der geprägten Gestalt der christlich-kirchlichen Sprache“ kommuniziert werden. Zudem sei unter heutigen Umständen keine lebenslange (aktive) Kirchenmitgliedschaft zu erwarten.
Also was tun, angesichts zusätzlich wirkender sog. demografischer und Migrationseffekte? Was tun angesichts eines „epochalen Wandels“ des Erziehungsstils und der Familie, angesichts der Auswirkungen der Globalisierung, der Mediengesellschaft, wachsender „sozialer, kultureller und regionaler Disparitäten“, angesichts (nicht nur zeitlicher) Expansion der Bildungsinstitutionen?

Die für kirchliche Verhältnisse schon fast schonungslose Benennung der Realität führt zunächst zur Rückbesinnung, dass Bildung „Motiv und Folge des Glaubens“ sei und Kirche ohne Bildung gar nicht möglich. Sie führt zur Bestätigung von Prinzipien christlichen und kirchlichen Bildungshandelns, wie sie bereits in der Bildungsdenkschrift „Maße des Menschlichen“ entfaltet wurden. Und sie führt letztlich aus der Spannung zwischen dem Wunsch, Tradition vermitteln und Evangelium zu kommunizieren einerseits, der  Realität, Befindlichkeit und existentiellen Situation heutiger Menschen, vor allem junger, andererseits  zu einem Bekenntnis zu ganzheitlichem Bildungshandeln, das sich nicht auf religiöse Bildung beschränkt.

Die Orientierungshilfe betont nun besonders die konstitutive Bedeutung non-formaler und informeller Bildungsgelegenheiten wie die Kinder- und Jugendarbeit, die Bedeutung der Förderung Ehrenamtlicher, der Selbstorganisation, aber auch der Notwendigkeit einer Qualitätsoffensive kirchlichen Bildungshandelns („Die `Qualitätsoffensive Bildung in der Kirche` muss ausdrücklich auch eine Offensive für die Ausbildung, Fortbildung und Weiterbildung sein“). Sie betont die Wichtigkeit eines deutlichen evangelischen Profils und gleichzeitig größtmöglicher Offenheit (für alle!) und Pluralität (auch hinsichtlich anderer Religionen!). Sie betont den Sinn kirchlicher Bildungsangebote in nicht-kirchlichen öffentlichen Institutionen oder in Kooperation mit ihnen, sowie – soweit es um Kinder und Jugendliche geht – mit allen für diese verantwortlichen Institutionen, Vereinen und Personen im Gemeinwesen. Mehr Vernetzung auch verschiedener kirchlicher Arbeitsbereiche, zeitgemäße Ausdrucks-  und Kommunikationsformen, auch ohne Worte durch Erleben von Gemeinschaft, sind ebenso angesagt wie mehr „Sichtbarkeit kirchlichen Bildungshandelns“ – kurz: Wir sollen massiver darauf hinweisen, dass Jugendarbeit ein Lern-, Erfahrungs- und Bildungsfeld ist und dass Erfahrungen, die  Kinder beim Krippenspiel machen, nachhaltiger sein können als manche Unterrichtsstunde.

Gerne, sehr gerne! Sagen wir es also noch lauter als bisher und hoffen, dass die Lobbyisten für  Jugendarbeit und die EKD in den eigenen Gemeinden und Kirchenkreisen gehört werden, bevor es zu spät ist – und niemand mehr da ist, der sich von diesen Orientierungen orientieren lassen kann!

Download der vollständigen Orientierungshilfe unter www.ekd.de/download/kirche_und_bildung.pdf