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Tipps der Stiftung Warentest für ein Schuljahr im Ausland

Ein Schuljahr im Ausland verbringen: Das ist der Traum vieler 16– und 17– jähriger Schüler. Beliebtestes Reiseziel sind die USA. Zwischen 10 000 und 13 000 deutsche Jugendliche lernen jedes Jahr an einer amerikanischen Highschool. Rund 50 deutsche Austauschorganisationen helfen bei der Organisation eines solchen Auslandsaufenthalts. Anders als in den USA unterliegen die hiesigen Organisationen jedoch keiner Kontrolle. Allgemeingültige Qualitätskriterien gibt es nicht. Umso wichtiger ist es, das richtige Unternehmen auszuwählen, um nicht Schiffbruch zu erleiden. STIFTUNG WARENTEST hat sie unter die Lupe genommen und hilft beim Vergleich mit Preisen und Leistungen der Anbieter und den Ergebnissen einer Umfrage zu den Erfahrungen von Jugendlichen während ihres Austauschjahres.
Bereit sein
Vor der Auswahl der Austauschorganisation steht zuerst die Frage, ob der Jugendliche überhaupt bereit ist zu einem einjährigen Abenteuer im Ausland. Elf Monate in einer fremden Familie zu leben erfordert Mut und Charakterstärke. Zudem sollte die Motivation für den Auslandsaufenthalt primär vom Schüler ausgehen – nicht von den Eltern. Erst wenn diese Fragen geklärt sind, geht es an die Auswahl der Austauschorganisation.
Auswahl der Organisation
Ein Patentrezept für die Auswahl der Austauschorganisation gibt es nicht. Offensichtlichster Unterschied ist zunächst der Preis. Ein knappes Jahr USA kostet zwischen 3 800 und 7 500 Euro. Doch Achtung: Nicht alles, was billig aussieht, ist am Ende auch günstig. In preiswerten Angeboten sind häufig Flüge und Versicherungen nicht inklusive. Wenn der Schüler in einem Ort fernab der häufig frequentierten Flughäfen unterkommt, kostet die Reise ab Deutschland schnell bis zu 1 500 Euro. Sind die Reisekosten dagegen schon im Preis enthalten, kaufen die Austauschorganisationen bei den Fluggesellschaften in der Regel große Kontingente zu günstigen Konditionen im Voraus. Bei solchen All inclusive-Paketen ist das Preis-Leistungsverhältnis mitunter besser als bei billigen Angeboten, bei denen noch zusätzliche Kosten hinzu kommen. Schauen Sie also nicht gleich auf den Preis, sondern zuerst auf die eingeschlossenen Leistungen.
Organisation vor Ort
Der größte Teil des Geldes geht an die Partnerorganisationen in den USA. Alle deutschen Anbieter arbeiten mit amerikanischen Veranstaltern zusammen, die die Gastfamilie auswählen und den Schüler vor Ort betreuen. Da Gastfamilien in den USA kein Geld für die Unterbringung und Verpflegung der Schüler bekommen, ist es nicht immer leicht, ausreichend Familien zu finden. Zwar gibt der amerikanische Dachverband CSIET (Council on Standards for International Education Travel), in dem fast alle Austauschveranstalter organisiert sind, Richtlinien für die Auswahl von Gastfamilien heraus. Doch wenn die Zeit eng wird, akzeptieren die Organisationen manchmal auch weniger geeignete Familien.
Problemfall Gastfamilie
Das zeigt sich auch in den Ergebnissen der von der STIFTUNG WARENTEST durchgeführten Online-Befragung: 786 ehemalige Austauschschüler berichteten über ihre Erfahrungen mit der Austauschorganisation und mit ihrer Gastfamilie. Zum Teil kamen haarsträubende Zustände in den Familien ans Tageslicht. Es gab Schüler, die bei alleinstehenden Rentnern untergebracht waren, oder bei Paaren, deren Ehe gerade geschieden wurde. Andere Gasteltern waren drogensüchtig, depressiv oder so streng religiös, dass der Schüler mehrmals pro Woche zur Kirche musste. Eine Austauschschülerin berichtete über sexuelle Belästigungen durch den Gastvater. Eine Gastmutter war so dick, dass der Fußboden des Wellblechkontainers, der als Wohnung diente, unter ihrem Gewicht zusammen brach. Mit solchen Zuständen muss sich kein Austauschschüler auf Dauer zufrieden geben.
Familienwechsel
Doch was tun, wenn die Chemie nicht stimmt? Austauschorganisationen raten in solchen Fällen, Kontakt zu ihren Repräsentanten aufzunehmen. Diese können vermitteln. Wenn es keine Lösung gibt, sollten sie eine neue Gastfamilie suchen. In unserer Umfrage gaben 28 Prozent der Schüler an, ihre Gastfamilie während des Aufenthalts gewechselt zu haben, davon sechs Prozent sogar mehrmals. An sich ist ein Wechsel keine Katastrophe. Selbst bei sorgfältiger Auswahl und Vorbereitung kann es passieren, dass Menschen nicht zusammen passen. Zum Desaster wird es erst durch falschen Umgang mit der Situation. Manche Organisationen lassen ihre Schüler mit Problemen im Regen stehen. Eine Schülerin erfuhr von ihrer Austauschorganisation: „Du bist nur noch vier Monate hier. Wir wollen keine Familie für dich verschwenden, die sonst einen Schüler für ein Jahr nehmen würde.“ Manche Schüler nehmen ihr Glück auch in die eigene Hand und suchen sich selbst eine neue Familie. Trotz aller Widrigkeiten: Die meisten Rückkehrer betrachten das Jahr im Ausland als Höhepunkt ihres Teenagerlebens. Nur rund fünf Prozent aller Austauschschüler brechen das Highschooljahr vorzeitig ab.