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Bayerischer Klassenfahrtenveranstalter pleite

Seit Wochen haben 62 Schülerinnen und Schüler aus den Realschulen in Bad Griesbach (Lkr. Passau) und Waldkraiburg (Lkr. Mühldorf) dem heutigen Samstag entgegengefiebert, dem Tag, an dem sie zu einer Studienfahrt nach Schottland aufbrechen wollten, wie die PNP Passauer Neue Presse berichtet. Doch das Unternehmen wäre beinahe gescheitert, weil der Landshuter Reiseveranstalter „Britain Special Tours“ (BST) das Geld für die Fahrt zwar kassiert, aber inzwischen Pleite gemacht hatte.

Der Bayerische Rundfunk hatte gestern früh über den Fall berichtet und in 44 Minuten Spenden in Höhe von 30 000 Euro gesammelt. Jetzt können die Realschüler heute Abend doch noch in Richtung Schottland starten.

Es war der Schöllnacher Busunternehmer Martin Pfeffer, der die Sache ins Rollen gebracht hatte. Anfang der Woche hatte er die Schulen informiert, dass er nicht fahren wird, weil der BST-Geschäftsführer Richard Sch. noch nicht einmal vorangegangene Fahrten bezahlt hatte. Mit rund 16 000 Euro steht BST bei dem Busunternehmer in der Kreide. In den Schulen hielt man die brisante Nachricht zunächst unter Verschluss. „Die Schüler mussten noch wichtige Prüfungen schreiben, da wollten wir keine Unruhe reinbringen“, sagte gestern der Englisch-Lehrer der Bad Griesbacher Realschule Hans Ulrich Pietsch der PNP. Erst gestern früh platzte die Bombe. „Das war ein gscheiter Schock“, erzählte die Bad Griesbacher Realschülerin Anna-Katharina Moser.

Lehrerin Ulrike Stöckl von der Waldkraiburger Schule wollte ihren Schülern diesen Schock ersparen. Noch am Donnerstag hatte sie mit Richard Sch. telefoniert, ihn angefleht, noch irgendwelche Finanzquellen aufzutun, um die Reise zu retten. „Es ist nichts mehr da“, bekam sie zur Antwort. Tatsächlich hatte BST bereits im Februar Insolvenz angemeldet. Ungeachtet dieser Pleite soll Richard Sch. am 1. Juni eine neue Reise-Firma gegründet haben. „So ein Schweinehund“, lautete der spontane Kommentar der Lehrerin.

Auch Busunternehmer Martin Pfeffer sieht das so. Dass er und andere Busunternehmer um ihr Geld gebracht würden, sei gerade noch zu verschmerzen, aber „wenn man Kinder betrügt, ist das ein Saustall ohnegleichen“, empörte sich der Schöllnacher. Er weiß, dass die Realschüler aus Bad Griesbach und Waldkraiburg längst nicht die einzigen Opfer von Richard Sch. sind. Es sind auch Jugendliche aus Freising, Breisach und Saarlouis betroffen und Kinder aus dem österreichischen Neukirchen. „Die haben zwei Jahre für diese Fahrt gespart und sollten am 17. Juni mit meinem Bus nach London fahren.“

Vielleicht wendet sich auch für sie noch alles zum Guten und es finden sich so großzügige Spender wie in Bayern. „Wir waren richtig geplättet“, sagte Ulli Wenger von Bayern 3. Um 8.13 Uhr hatte der BR die Geschichte von der Pleite mit der Klassenfahrt ausgestrahlt, um 8.57 Uhr hatten Hörer bereits die für die Tour erforderlichen 30 000 Euro gespendet. Es waren 50 Geldgeber, die Beträge zwischen 50 und 10 000 Euro zu Verfügung gestellt hatten.

Inzwischen interessiert sich auch die Staatsanwaltschaft in Landshut für den Fall. Sie hat nach Auskunft von Pressesprecher Markus Brümmer die Sache an sich gezogen und Ermittlungen aufgenommen. Ein Schweizer Konto von Richard Sch., der für die Justiz kein Unbekannter ist, hat man bereits aufgespürt. Dort sollen zwischen 50 000 und 70 000 Euro liegen, berichtete der vom Gericht eingesetzte Insolvenzverwalter.