Gleichstellung, Teilhabe und Selbstbestimmung gefordert
Zum Welttag der Menschen mit Behinderung am Ende des Jahres der Chancengleichheit 2007 fordert der Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter e.V. von den politischen Vertretern in Deutschland und in der Europäischen Union eine auf Gleichstellung, Teilhabe und Selbstbestimmung ausgerichtete Behindertenpolitik, bei der behinderte Menschen in jeder Phase einbezogen werden.
„Dass es in unserem Land noch immer erhebliche Diskriminierungen gibt, ist beschämend“ stellt Irmgard Winkler, stellvertretende Bundesvorsitzende des BSK, fest.
Für den BSK, der bundesweit die Interessen von Menschen mit Körperbehinderung vertritt, sind jegliche Formen der Trennung im Bildungsbereich tabu:
„Kinder mit Behinderung erfahren bereits im schulpflichtigen Alter die Benachteiligung durch Einweisung in eine Förderschule. Das prägt junge Menschen für das ganze Leben und verdeutlicht ihnen die Randgruppen-Zugehörigkeit“. Chancen für eine spätere Ausbildung oder einen Arbeitsplatz auf dem so genannten freien Arbeitsmarkt werden damit bereits untergraben.
„Wir fordern, dass Eltern von behinderten Kindern die Wahl der Schulform selbst bestimmen können“. Auch die Aus- und Weiterbildungseinrichtungen, wie zum Beispiel Fachhochschulen, Universitäten und Volkshochschulen, sollten als Kompetenzzentren für behinderte Menschen und als Träger integrativer Weiterbildung systematisch genutzt und ausgebaut werden. „Das wäre aus unserer Sicht eine inklusive Bildungspolitik und damit eine echte Chancengleichheit“, bemerkt Irmgard Winkler.
In seinem sozialpolitische Programm hat der BSK konkrete Ansprüche für Betroffene formuliert: Gleiche Lebenschancen statt Bedürftigkeitsprinzip bedeutet, dass die bisherige Eingliederungshilfe in ein sozialhilfeunabhängiges Leistungs- bzw. Teilhabegesetz umgewandelt werden soll. Irmgard Winkler: „Das zeichnet einen modernen Sozialstaat aus und führt langfristig zu dem Paradigmenwechsel, der in unserer Gesellschaft notwendig ist.“
Handlungsbedarf besteht darüber hinaus auch in den Bereichen Arbeitsleben, barrierefreies Wohnen, barrierefreier ÖPNV und Reisen. „Wir sehen es als eine moralische Verpflichtung der Politik, unsere Interessen und Ansprüche in allen gesellschaftlichen Bereichen zu berücksichtigen. Wenn nur die Gleichbehandlung für einen Betroffenen bereits zu einem verbesserten Lebensgefühl führt, verdeutlicht uns das, wo wir in Deutschland heute stehen“, bemerkt Irmgard Winkler.
Die Vereinten Nationen (UN) haben im Jahr 1992 den 3. Dezember zum alljährlichen Internationalen Tag behinderter Menschen ausgerufen. Dieser Tag wird weltweit zu Aktionen genutzt, um die Ziele der vollen Teilnahme und Gleichstellung behinderter Menschen zu erreichen. In Deutschland leben nach Angaben des Statistischen Bundesamtes rund 8,6 Millionen Menschen mit Behinderung. 6,7 Millionen von ihnen sind schwer, 1,9 Millionen leichter behindert.