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Immer mehr junge Leute wandern

Bald zwei Jahrhunderte nach deren Niederschrift stehen die Worte des US-Philosophen Henry David Thoreau ("Ich ging in die Wälder, denn ich wollte bewusst leben. Intensiv leben wollte ich.") fast stellvertretend für den Lebensstil ganzer Generationen. "Zu Beginn des 21. Jahrhunderts gibt es eine starke Sehnsucht nach Natur" so ein Ergebnis der Neo-Nature-Studie des deutschen Zukunftsinstituts, heißt es in einem am 14.09.2008 bekannt gewordenen Beitrag des Wiener KURIER. Vorbei sind die Zeiten, in denen die Menschen ausschließlich am Meer Erholung suchten oder scharenweise im Fitnessstudio ihre Körper trimmten, als Urlaub in Österreich und Bergsteigen als langweilig und antiquiert galten. Wandern ist europaweit längst kein "Rentnerphänomen" so die Studienautoren, die verstärkt in der Generation der 20- bis 30-Jährigen den Trend hin zur Bewegung in der Natur erkennen. Der (österreichische) Alpenverein verzeichnete allein 2007 mehr als 15.000 neue Mitglieder. "Jedes vierte Mitglied ist unter 25 Jahre alt", freut sich Christian Wadsack, der selbst mit 40 Jahren der jüngste Präsident in der 146jährigen Vereinsgeschichte ist.

Neben dem Natur- und Körperbewusstsein sind für Wadsack auch andere Faktoren für den Boom verantwortlich. "Unsere 40.000 km langen Wanderwege sind das billigste Sportgerät der Welt. Vor allem die Jugend realisiert, dass sie keine Laufbänder braucht, um sich fit zu halten." Während oder vielleicht gerade weil sich die Natur gratis konsumieren lässt, greifen die Wanderer oft umso tiefer in die Tasche, um gut gerüstet zu sein. "Der Trend im Outdoor-Bereich geht eindeutig zu höherwertiger Ausrüstung", weiß Ernst Aichinger, Sprecher des österreichischen Sportartikelhandels. "Heute kaufen Schwammerlsucher wie Skitourengeher atmungsaktive Funktionswäsche oder Multifunktionsjacken und keinen Regenschutz aus Nylon mehr." Der Umsatz im Outdoor-Bereich wächst im Gegensatz zum Rest des 1,33 Milliarden Euro schweren Sportartikelmarktes "stark zweistellig." Seit Wanderungen mit Halbschuhen der Vergangenheit angehören, finden sich in den Alpen auch kaum mehr Hütten mit Plumpsklo-Charme. Mitten in Höhenlagen über 2000 Metern finden Wanderer mittlerweile Hotel-Standards vor, die vor zehn Jahren noch undenkbar waren: Zweibettzimmer statt Matratzenlager, A-la-carte-Verpflegung statt Brettljause und Warmwasserduschen statt Brunnen. "Die Gäste setzen gewisse Annehmlichkeiten voraus", argumentiert Bettina Robwein, Direktorin der Rudolfshütte im Salzburger Pinzgau. Auf 2315 Höhenmetern bietet das Dreieinhalb-Sterne-Berghotel Rudolfshütte sogar All-inclusive-Packages an. Um 60 Euro pro Nacht stehen de Gästen nicht nur Satelliten-TV und eine Indoor-Kletterwand in der Hotel-Lobby sondern auch ein Hallenbad inklusive Bergpanorama zur Verfügung. Mit modernstem Komfort wartet auch die Franz-Senn-Hütte des Alpenvereins im Stubaital auf. Seit diesem Jahr bietet Hüttenwirt Thomas Fankhauser Wanderern drahtlosen Internetzugang auf 2147 Metern. Seminarräume für Lehrgänge von Bergsteigerschulen oder Höhenmedizinern gibt es schon lange. Hüttenwirt Fankhauser sieht allerdings auch Gefahren in diesem Trend: "Dieser Komfort-Gedanke ist natürlich auch eine Gratwanderung. Wenn wir die Hüttenruhe aufheben würden, ist es zur Partyhütte mit Live-Musik und Eventveranstaltungen nicht mehr weit." Gerade der Respekt vor den Bergen müsse trotz allem gewahrt werden. "Oft", erzählt Fankhauser, "sind die Gäste zwar bestens ausgerüstet, trauen sich aber auf dem Berg zu viel zu, überschreiten Aufstiegszeiten und begeben sich in Gefahr." Diese Gefahr scheint allerdings auch den Reiz der neuen Alpensehnsucht auszumachen. "Gerade Unglücksfälle wie zuletzt am Nanga Parbat wecken sogar noch das Interesse am Bergsteigen", erklärt Alpenvereins-Präsident Wadsack die Beweggründe mancher Mitglieder. So sehr er sich über den Mitgliederzulauf freut – derzeit sind es knapp 345.000 –, er "will gesund wachsen". Die Deutsche Wanderjugend im Verband Deutscher Gebirgs- und Wandervereine e.V. (Kassel) ist ein Mitglied des BundesForum Kinder- und Jugendreisen e.V. (Berlin).